Bergsteiger-Lebensziel erreicht

Seit mindestens 25 Jahren wollte ich auf dem Gipfel des Traunstein stehen, da ich diesen Berg auch von meiner Heimat Würzberg immer sehen konnte. Seit 2012 wohne ich in Rüstorf und da ist der „Wächter des Salzkammergutes“ noch greifbarer. Also habe ich mir dieses Ziel schon in den letzten Jahren gesetzt und Dank der Coronakrise hatte ich heuer mehr Zeit zum „Trainieren“. Mein jahrelanger Reisefreund Alois Hochmuth erzählte mir, dass er mit seiner Gattin die „Hochzeitsreise“ auf den Traunstein machte und so war die Idee geboren, dass mich Alois auf den Traunstein führt. Damit ich als „Nicht-Bergsteiger“ ein wenig Bergerfahrung sammeln konnte und sich Alois von meiner Bergtauglichkeit wie Höhenangst, Schwindel, Trittsicherheit, Kondition etc. überzeugen konnte, machten wir Wochen zuvor einige „leichtere“ Bergtouren. So gingen wir auf den Kleinen und Großen Sonnstein sowie den Kleinen Schönberg und ich konnte mir ein Bild vom Traunstein machen. Da es mit Sicherheit meine einzige Traunstein-Besteigung sein würde, planten wir das „volle Programm“ mit Übernachtung und Sonnenunter- und -aufgang. Als Strecke schlug Alois den Aufstieg über den Naturfreundesteig, Übernachtung im Traunsteinhaus, Traunsteingipfel und Abstieg über den Mairalm-Steig vor – gesagt getan. Es fehlte nur mehr der richtige Zeitpunkt vom Wetter, denn es herrschte Mitte Juni Hochsommerwetter mit Temperaturen über 30 Grad und da ist eine Traunstein-Besteigung nicht empfehlenswert.

Der Wetterbericht versprach Abkühlung und so nahmen wir den Mittwoch, 23. Juni ins Visier. Am Abend zuvor fegte ein großes Hagelsturm-Unwetter genau über die Region Gmunden Pinsdorf hinweg und dementsprechend sahen die Straßen gespenstisch in der Früh um 05.00 Uhr aus. Beim Aufstieg war es sehr schwül, Temperatur ca. 22 Grad, aber keine Sonne, dafür Nebel. Alois meinte, das beste Besteigungswetter. Am Parkplatz, der normalerweise um diese Zeit schon voll ist, waren wir das zweite Auto und um 05.20 Uhr ging es los. Wir ließen uns viel Zeit und, da es meine erste und letzte Besteigung war, machte ich knapp 500 Fotos.. Nach genau 5 Stunden und 5 Minuten erreichten wir das Traunsteinhaus, wo uns der neue und sehr sympathische Hüttenwirt Roman empfing. Nach dem ersten alkoholfreien Weizenbier genossen wir eine gute Jause – für mich natürlich die erste von 3 Brettljausen am Traunstein – und dann bezogen wir unsere Quartiere. Da wir die einzigen Gäste in dieser Nacht sein sollten, bekam jeder ein eigenes Zimmer. Es folgte eine Zimmerstunde und sofort fielen wir in den wohlverdienten Schlaf. Nach einer Stunde machten wir uns auf den Weg zum Gipfel und hofften noch immer, dass sich der Nebel hebt. Die Route führte nicht über die Gmundner Hütte, da mir Alois  – falls es die Sicht zuließ – einen anderen Blick auf den Gipfel zeigen wollte. Leider vergeblich, der Nebel blieb und so machten wir die Gipfelfotos auch im Nebel. Nach dem Eintrag ins Gipfelbuch blieben wir noch eine gute halbe Stunde und freuten uns über den Gipfelsieg. Zurück ging es dann über die Gmundner Hütte, wo ich vom iranischen Hüttenhelfer Eshan meine zweite Brettljause genoss. Mit ihm hatten wir viel Spaß, erstens waren wir auch hier bis auf einen wöchentlichen Traunsteinbezwinger die einzigen Gäste und zweitens konnte ich mit ihm über den Iran und seine Flucht etc. tratschen. Um 18.00 Uhr machten wir uns wieder auf den Weg und zurück ging es zum Tagesziel Traunsteinhaus. Mit einer perfekten Würstelsuppe, alkoholfreiem Weizenbier, einer guten Flasche Zweigelt und vielen interessanten Gesprächen mit Hüttenwirt Roman ließen wir diesen ersten Tag am Traunstein ausklingen. Mit stolzem Gefühl war die Einschlafphase sehr kurz!

Den Wecker stellte ich mir auf 04.45 Uhr, damit ich den Sonnenaufgang genießen konnte – vergeblich, Nebel. Daher leicht frustriert wieder umdrehen und nach dem zweiten Weckergeläut um 07.00 Uhr dann der wunderschöne Blick aus dem Fenster auf einen wolkenfreien Traunsee mit Ebensee. Vor dem Frühstück machte ich sofort viele Fotos und war schwer beeindruckt von dieser wunderschönen Aussicht rundherum. Roman zauberte uns zum Frühstück die gewünschten  Ham und Eggs und nach dieser herrlichen Stärkung und Verabschiedung von Roman ging es um 08.30 Uhr los. Alois war der Meinung, bei solch einem Wetter müssten wir nochmals auf den Gipfel und so versteckten wir unsere Rucksäcke beim Einstieg zum Mairalmsteig und gingen rückenfrei Richtung Gmundner Hütte und weiter zum Gipfel. Heute passte es mit der wunderschönen Aussicht und dementsprechend viele Fotos machten wir. Auch ein weiterer Eintrag im Gipfelbuch war fällig, immerhin waren wir an zwei hintereinanderfolgenden Tagen am Traunsteingipfel! Beim Rückweg machten wir noch einen Fotostopp beim Stangenkogel mit der neuen Aussichtsbank und genossen den letzten Blick auf Gmunden und auf unsere schöne Heimat. Bei der Gmundner Hütte stillten wir unseren Durst mit einem letzten Hollunderwasser und dann ging es zurück zum Einstieg des Mairalmsteig. Die Rucksäcke und Wanderstecken aufgeschnallt stiegen wir um 11.00 Uhr ein und es ging gleich steil mit Stahlseil gesichert verkehrt hinunter. Die Beschreibung eines leichten Steiges kann ich nicht unterschreiben, auch hier sind wirklich steile Passagen dabei – nicht umsonst findet man überall Erinnerungskreuze von Abgestürzten. Mit einigen Getränke- und Fotopausen erreichen wir den unteren Einstieg beim Kaisertisch nach genau 2 Stunden 15 Minuten und tauschten sofort unsere Bergschuhe gegen die Klapperl aus. Die Rucksäcke versteckt ging es die Forststraße 10 Minuten hinauf zur Moaralm, wo die 3. Brettljause auf mich wartete. Gestärkt machten wir uns auf den Rückweg, nahmen die Rucksäcke auf und marschierten genau 50 Minuten von der Moaralm zum Einstieg des Naturfreundesteigs. Ein letztes Erinnerungsfoto von der Stelle, wo die „Plagerei“ begann und dann gings hinunter durch die Tunnels zum Traunsee. Sofort hinein in die ca. 19 Grad erfrischenden Wellen und hier machten wir auch die letzten Fotos und Videos. Auf den letzten Metern waren wir wieder frischer, trotzdem waren wir froh, mein Auto am Parkplatz zu sehen. Alois stieg dann in Gmunden beim SteinmaurerParkplatz aus und wurde von seiner Frau Jari abgeholt. Um 16.15 Uhr gings nach Hause und mein Bergsteiger-Lebensziel TRAUNSTEIN war Geschichte. DANKE nochmals an meinen Berg- und Reisefreund Alois für die Zeit, die er sich für mich nahm und uns gemeinsam zwei wunderschöne aber starke Tage bescherte.

Von den gemachten 488 Fotos und 13 Videos blieben 334 Fotos und 10 Videos übrig – Viel Spaß beim Durchblättern meines Bergsteiger-Lebenszieles.

Beschreibung im Internet

Als 1.691 Meter hohe Mauer ragt er von weitem sichtbar über dem Traunsee auf. Der „Wächter des Salzkammergutes“ zieht Bergbesessene seit den Anfängen des Alpinismus magisch an. Einen Teil seines Mythos macht die Schwierigkeit der Besteigung aus. Drei Routen führen auf den Gipfel: Der Naturfreundesteig und der Hernlersteig starten direkt vom Seeufer von Westen her auf den Traunstein. Wer diese Varianten wählt, sollte ein guter Kletterer sein. Der Mair Alm Steig führt zuerst um den Berg herum, um ihn von der Flanke her in Angriff zu nehmen. Auch diese Route hat es mit versicherten Passagen in sich! Ganz gleich, ob in einer Zweier-Berggemeinschaft oder als größere Gruppe bergaffiner Freunde: Das Ziel ist – neben dem Gipfel – immer die Gmundner Hütte oder das Traunsteinhaus, die Rast und Jause versprechen. Die Majestät der Traunsteins ist übrigens auch von unten beeindruckend. Etwa bei einer Radtour am Fuße des Berges, am See entlang.

Tag StartZielHöhen-
Meter
BeginnEndeDauer
Std./Min.
23.06.Parkplatz Unterm Stein
450 m
Einstieg Naturfreundesteig
480 m
3005.2005.500,30
Einstieg Naturfreundesteig
480 m
Sulzkogelscharte
800 m
32005.5006.450,55
Sulzkogelscharte
800 m
Am Südwestgrad
970 m
17006.4507.501,05
Am Südwestgrad
970 m
Felsenfenster
1.420 m
45007.5010.052,15
Felsenfenster
1.420 m
Traunsteinhaus
1.580 m
16010.0510.250,20
Traunsteinhaus
1.580 m
Traunstein Gipfel
1.691 m
11114.4015.200,40
Summe 1.241 5,45
24.06.
Traunsteinhaus
1.580 m
Traunstein Gipfel
1.691 m
11108.3009.150,45

Einstieg Mairalmsteig
1.560 m
Ende Mairalmsteig beim Kaisertisch
755 m
80511.0013.152,15
Moaralm
790 m
Einstieg Naturfreundesteig
480 m
31014.0014.500,50
Einstieg Naturfreundesteig
480 m
Parkplatz Unterm Stein
450 m
3014.5015.200,30
Summe1.2564,20